Deutschordensmuseum Bad Mergentheim

Jüdisches Leben in Mergentheim

In Mergentheim sind seit 1293 jüdische Einwohner bezeugt. Mitte des 16. Jahrhunderts übernahm die israelitische Gemeinde einen Begräbnisplatz bei Unterbalbach in Pacht. Er diente als Verbandsfriedhof für Gemeinden in einem Einzugsbereich von circa 40 km, zunächst für Mergentheim, Igersheim, Markelsheim, Weikersheim, Laudenbach, Niederstetten, Mulfingen, Hollenbach, Hohebach, und für (nach 1815 badische) Orte wie Unterschüpf und Königshofen. Er ist mit weit über 1.300 Grabsteinen besetzt. 1658 erhielt die jüdische Gemeinde vom Deutschen Orden die Genehmigung zur Einrichtung einer Synagoge. Als „Schutzjuden“ gegen besondere Abgaben unter dem Schutz des Ordens stehend, waren die Gemeindeangehörigen den christlichen Bürgern rechtlich in vielerlei Hinsicht gleichgestellt, solange sie hier wohnten. Es fehlte indessen nicht an Versuchen einzelner Hochmeister und der Mergentheimer Zünfte, die Handelstätigkeit der Juden durch Verbote und Zwangsmaßnahmen einzuschränken. Im 18. Jahrhundert erlangten einzelne Gemeindemitglieder als Bankiers und Großkaufleute überregionale Bedeutung, gewannen als „Hoffaktoren“ des Deutschen Ordens bald auch politischen Einfluss. Die israelitische Gemeinde - 1700 zählte sie in der Stadt 40 Mitglieder – besaß das Recht der freien Religionsausübung. Mit Zustimmung der Ordensregierung konnte sie Rabbiner, Vorsänger, Schulmeister und Beschneider, die alle von der Abgabe eines Schutzgeldes befreit waren, anstellen.

1895 erreichte die blühende israelitische Gemeinde mit 280 Personen ihren höchsten Stand. Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft führte auch in Mergentheim zu Flucht und Deportation. Mindestens 61 jüdische Mergentheimer kamen von 1939 bis 1945 ums Leben.

Das Deutschordensmuseum widmet dem jüdischen Leben in der Stadt eine eigene Ausstellungssequenz, die zwei Angehörige der Familie Fechenbach besonders herausstellt. Felix Fechenbach (Mergentheim 1894 - 1933 beim Transport in ein KZ), 1918-19 Sekretär des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner in München, kam aufgrund eines Willkürurteils 1922 bis 1924 ins Zuchthaus. 1925-29 war er für verschiedene Verlage und Zeitungen tätig und leitete seit 1929 die Detmolder SPD-Zeitung. Er wurde 1933 beim Transport in ein KZ ermordet.

Hermann Fechenbach (Mergentheim 1897 - 1986 London), Vetter Felix Fechenbachs, erlitt als Teilnehmer des Ersten Weltkriegs eine schwere Verwundung, in deren Folge er ein Bein verlor. Er studierte 1919 bis 1926 an den Kunstakademien in Stuttgart, München, Florenz und Wien und fand besonders im Holzschnitt sein künstlerisches Medium, das ihm inter­nationale Anerkennung einbrachte. 1939 emigrierte er aus Nazi-Deutsch­land nach England. Das Deutschordensmuseum bewahrt und präsentiert den Nachlass von Hermann Fechenbach.

Das Deutschordensmuseum beteiligt sich in jedem Herbst mit einer Führung am „Europäischen Tag der Jüdischen Kultur“ und hat mit Partnern die „Jüdischen Kulturtage Taubertal“ ins Leben gerufen. Es bietet für Schulklassen Workshops und Projekttage zum jüdischen Leben in Mergentheim an, die auch nach Vereinbarung zu buchen sind.

Beide Angebote sind auch nach Vereinbarung zu buchen.

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