Crailsheim

Jüdisches Leben

Seit dem 14. Jahrhundert lässt sich eine jüdische Minderheit in Crailsheim nachweisen. In einer häufig ablehnenden Umgebung lebten die jüdischen Familien mit Erlaubnis der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, welche über 400 Jahre die Landesherren in Crailsheim waren, als "Schutzjuden" in der Stadt. Antijüdischen Angriffen waren sie nicht zuletzt seitens der protestantischen Geistlichkeit ausgesetzt.

Mit der Judenemanzipation und der Einführung der Gewerbefreiheit in Württemberg zogen viele jüdische Familien aus den umliegenden Dörfern in das verkehrsgünstig gelegene Crailsheim mit seinem großen Bahnhof. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden in Crailsheim zahlreiche bedeutende jüdische Geschäfte, die dem wirtschaftlichen Leben wichtige Impulse verliehen. In dieser Zeit beherbergte die Stadt die größte jüdische Gemeinde im heutigen Landkreis Schwäbisch Hall. Dabei war die Ausrichtung der Gemeinde ausgesprochen liberal: Viele Crailsheimer Juden engagierten sich in Politik, Wirtschaft und im Vereinsleben ihrer Heimatstadt. Wichtige öffentliche Einrichtungen, wie die Gründung der Gewerbebank, die Gasversorgung oder die „Jahnhalle“ als öffentliche Veranstaltungshalle gingen wesentlich auf das Wirken jüdischer Persönlichkeiten zurück.

Diese historische Phase eines fruchtbaren Neben- und Miteinanders von Christen und Juden endete 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Auch für die Crailsheimer Juden begann eine Zeit der sozialen Ausgrenzung, der rechtlichen Diskriminierung und wirtschaftlichen Ausplünderung („Arisierung“). Bereits am 21. März 1933 wurden mehrere jüdische Männer Opfer der sog. „Judenauspeitschung“ im Crailsheimer Schloss. Viele jüdische Familien wurden in die Emigration gezwungen, ein Exodus, der sich nach der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938, bei der die jüdische Synagoge geschändet und zerstört wurde, noch beschleunigte. Die letzten Angehörigen der einstmals blühenden jüdischen Gemeinde, meist alte Menschen, wurden in den Jahren 1941 und 1942 nach Riga, Izbica (Polen) und Theresienstadt deportiert. Nachweislich 46 jüdische Frauen und Männer aus Crailsheim kamen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ums Leben.

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