Schwäbisch Hall

Jüdisches Leben im Hällisch-Fränkischen Museum

Das Hällisch-Fränkische Museum zählt zu den größten und am besten eingerichteten Stadtmuseen in Baden-Württemberg. Im mittelalterlichen Stadtkern Halls gelegen, erstreckt es sich über sieben historische Gebäude. Im Zentrum steht der 1238/39 errichtete staufische Keckenturm.

Die Abteilung „Jüdisches Leben“ bildet den Höhepunkt im Rundgang durch das Museum. So zählt die Unterlimpurger Synagogenvertäfelung des Elieser Sussmann von 1738/39 zu den bedeutendsten Judaica Deutschlands. Vor einigen Jahren gelang es, die nahezu komplette Holzvertäfelung der Frauenabteilung einer ebenfalls von Sussmann ausgemalten Synagoge aus dem nahegelegenen Steinbach zu erwerben. Die Paneele wurden restauriert, ihre räumliche Abfolge rekonstruiert und im Museum eingebaut.

Wie wir aus Inschriften anderer, meist abgegangener Synagogen wissen, stammte Elieser Sussmann, „Sohn des Kantor Schlomo [=Salomon] Katz“, vermutlich aus Brody (damals zu Polen gehörend, heute Ukraine), zumindest aber kam sein Vater von dort. Der Künstler malte im fränkischen Raum zwischen etwa 1730 und 1740 nachweislich vier weitere Synagogen aus. Außer den im Hällisch-Fränkischen Museum zu sehenden Synagogen ist lediglich eine Vertäfelung aus Horb am Main noch erhalten und wird heute im Israel-Museum in Jerusalem ausgestellt.

Während die Reste der Steinbacher Synagoge die architektonische Struktur einer ländlichen „Zimmersynagoge“ erklären (ein Modell ist ausgestellt), werden den Museumsbesuchern beim Blick in die Unterlimpurger Synagoge die religiösen Texte und die nur zum Teil entschlüsselten Bilderwelten des Elieser Sussmann offenbart. Mit den beiden Synagogen aus dem 18. Jahrhundert und einer Laubhütte aus dem 19. Jahrhundert verfügt das Museum über eine Abteilung zu Leben und Kultur speziell der Landjuden, die europaweit ihresgleichen sucht.

Neben diesen spektakulären Ausstellungsstücken haben sich auch mitunter schlichte Sachzeugen des jüdischen Alltags erhalten, die jedoch ebenfalls tiefe Einblicke in das Leben der Landjuden allgemein und speziell in der Region um Schwäbisch Hall erlauben. Dazu zählt unter anderem auch eine Gipsbüste, welche 1936 von einer Studentin abgenommen wurde. Auf Grund von pseudowissenschaftlichen „Klassifizierungsmerkmalen“ sollte festgestellt werden, ob sie jüdischer Abstammung sei oder nicht. Das Ergebnis lautete: „arisch-westischer Typ mit nordischem Einschlag“. Diese Klassifizierung ermöglichte ihr, unbehelligt weiter zu studieren. Tatsächlich war ein Elternteil jüdischer Abstammung gewesen.

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KZ-Gedenkstätte Schwäbisch Hall - Hessental

Seit 2001 erinnert die KZ-Gedenkstätte Hessental an die Existenz des dortigen KZ-Außenlagers. Von Oktober 1944 bis April 1945 waren hier etwa 800 vor allem polnische jüdische Männer inhaftiert und zur Sklavenarbeit auf dem Hessentaler Fliegerhorst, aber auch bei lokalen Betrieben, eingesetzt. Annähernd 200 von ihnen fielen den unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen, aber auch den Misshandlungen und Tötungen durch ihre Bewacher zum Opfer. Weitere rund 150 Häftlinge starben auf dem „Hessentaler Todesmarsch“.

Die KZ-Gedenkstätte dokumentiert am authentischen Ort die Geschichte des Lagers sowie die Arbeits- und Lebensbedingungen der Häftlinge. Ausgewählte Häftlings- und Täterbiografien vermitteln einen unmittelbaren, auch emotionalen Zugang zur Lebensrealität in einem NS-Arbeitslager in der letzten Kriegsphase.

Die Gedenkstätte ist das einziges Beispiel für die Existenz und Funktionsweise des NS-Lagersystems in Hohenlohe-Franken darstellt. Das Gelände der Gedenkstätte ist frei zugänglich. Auf Anfrage bieten wir Ihnen umfangreiches Führungs- und pädagogisches Material für Besuchergruppen und Schulklassen.

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